Oper Duesseldorf: Der überraschende Kurswechsel, Wie man von der Signa-Insolvenz profitierte

DÜSSELDORF

Oper Düsseldorf:

Der überraschende Kurswechsel

Wie man von der Signa-Insolvenz profitierte


Juni 2024

Juni 2024: Am Ende der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag entschied sich die Landeshauptstadt Düsseldorf für "Am Wehrhahn" als neuen Standort für das „Opernhaus der Zukunft“, der klangvolle Name für die neue Oper. Damit sind die bisherigen Pläne für die Heinrich-Heine-Alle, die einer Odyssee glichen, obsolet geworden. Überraschende Möglichkeiten, die sich ergaben, wurden genutzt, um viele der alten Probleme zu lösen.


Ein überraschend guter Schritt

So wurde der Ratsbeschluss vom 15. Juni 2023, der den Neubau an der Heinrich-Heine-Allee vorsah, zurückgenommen. Der Rat kündigte an, das Grundstück Am Wehrhahn 1 und Oststraße 15 zu erwerben, um es für den Bau des neuen Opernhauses zu nutzen. Die Verwaltung werde beauftragt, einen neuen Architektenwettbewerb für den neuen Standort vorzubereiten. Auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in derselben Woche erklärte der Oberbürgermeister überraschend, dass es der Stadt gelungen sei, mit dem Insolvenzverwalter der Signa, Prof. Dr. Torsten Martini, Verträge auszuhandeln. Nichts davon war im Vorfeld öffentlich gemacht worden. Er sagte ferner, ein Interesse, mit Signa über die Immobilie zu verhandeln, hatte es vor der Insolvenz nie gegeben. 


Die Bauruinen von Düsseldorf

Von der Insolvenz der Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko sind mehrere prominente Immobilienprojekte in Düsseldorf betroffen, darunter das Carschhaus, der Kaufhof am Wehrhahn und die Kasernenstraße 6. Viele Düsseldorfer hatten sich auf ihr eigenes KaDeWe im Carschhaus gefreut, das das vierte Luxuskaufhaus der KaDeWe Group gewesen wäre. Obwohl der andere Eigentümer der Warenhausgruppe, die Central Group aus Thailand, involviert sei, sind keine weiteren Details bekannt. Es war bekannt, dass sich mehrere Käufer für das Schicksal von Karstadt und seinen Mitarbeitern interessierten. Mit der Übernahme durch die Stadt Düsseldorf könnte nun etwas Gutes aus dieser traurigen Situation entstehen.


Keine teure Interimsoper mehr

Die Stadt teilte auch mit, dass mit der Übernahme des Grundstücks und dem Umzug ein teures Interimsgebäude nicht mehr benötigt werde. Was eine Interimsoper überhaupt ist, war vielen unklar, aber vor allem wegen die Kosten, die von der Stadt selbst mit 75 Millionen beziffert wurden, war dieses Konzept schwer vermittelbar. Zumal die Suche nach einem Interimsgebäude zumindest zu Beginn des Jahres vergeblich war, da diese alle nach China verkauft worden seien, so verriet uns ein Insider. Der neue Standort würde auch bedeuten, dass es keine Beeinträchtigung des Hofgartens mehr geben würde, was für die Düsseldorfer ein sehr emotionales Thema war. Weitere Vorteile dieser Kehrtwende seien, dass der Fundus der Oper auf dem Wehrhahn vollständig realisiert werden kann, was sonst 20 Millionen Euro für den Umzug gekostet hätte. Nach Angaben der Stadt wäre es auch denkbar, dass die Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf in das Gebäude mit einzieht. Man schätze, dass am Werhahn 50% mehr Platz zur Verfügung stehen werden.


Was bisher geschah

Im März 2021 stellte der Oberbürgermeister seine Idee vor, dass Düsseldorf von einem neuen Opernhaus profitieren könnte. Eine visionäre und sehr gute Idee, die viele Architekturbüros dazu inspirierte, die schönsten Opernhäuser unter dem Titel "Oper der Zukunft" zu entwerfen. "Oper der Zukunft" bedeutete, dass ein klassisches Opernhaus als veraltetes Konzept galt und ein Opernhaus in unserer Zeit eine umfassendere Nutzung haben sollte. Ein Treffpunkt für die Menschen und nicht nur für einen elitären Kreis wurde gewünscht. Ein Projekt mit internationaler Strahlkraft, dass viele Reisende nach Düsseldorf anziehen würde. 


Monumental

Das Opernhaus wurde in architektonischer Anlehnung an die Semperoper von 1873 bis 1875 zunächst als Stadttheater Düsseldorf gebaut. Nach seiner Beschädigung im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1954 bis 1956 nach Plänen der Architekten Paul Bonatz, Julius Schulte-Frohlinde und Ernst Huhn in einem neuklassizistischen Stil mit Elementen der Monumentalkunst der 1930er und 1940er Jahre gebaut. Nur zum Vergleich: Ganz anders und filigran kommt die Oper Sydney daher, deren Entwürfe aus dem Jahr 1957 stammen, nur ein Jahr später. Allerdings auch hier das Problem der Baukosten, die um das Fünfzehnfache überzogen wurden und nur mit Hilfe einer dafür ins Leben gerufenen Lotterie konnte die Oper noch realisiert werden.


Der Wettbewerb

Neben dem bestehenden Standort an der Heinrich-Heine-Allee wurden weitere Standorte wie Am Wehrhahn 1, Rheinpark Golzheim, Medienhafen/Kesselstraße und Graf-Adolf-Platz vorgeschlagen und nach den Kriterien "Zentralität, Verfügbarkeit und technische Machbarkeit" bewertet. Am 16. Dezember 2021 entschied sich der Rat für einen Neubau und am 2. März 2022 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem Entwürfe für den Standort Am Wehrhahn und den bisherigen Standort Heinrich-Heine-Allee eingereicht werden konnten.


Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs zeigten, dass die Operngebäude an der Heinrich-Heine-Allee und am Werhahn entsprechend der Aufgabenstellung realisiert werden konnten. Renommierte Büros wurden ausgezeichnet, wie die internationalen Stararchitekten von Snøhetta, Oslo, deutsche Büros wie Henning Larsen Architects, Prof. Jörg Friedrich I Studio PFP, gmp, Berlin und die beiden großen Düsseldorfer Büros ingenhoven associates an der Prange Mühle und HPP Architekten am Medienhafen. Gleichzeitig meldeten sich immer mehr Kritiker zu Wort, die das neue Opernhaus als wirtschaftlich unvernünftig bezeichneten und das Projekt sogar stoppen wollten. Geplant wurde für eine Summe von 780 Millionen und das Projekt machte unter dem Titel "Milliardenoper" viele negative Schlagzeilen. Von dem Satz „auch schlechte Presse ist gute Presse“ konnte die Oper nicht profitieren. Eine für Mai dieses Jahres vorgesehene Ratsabstimmung wurde verschoben, weil die SPD "Beratungsbedarf" anmeldete. Sie forderte mehr Transparenz bei den Kosten. Außerdem knüpfte die SPD ihre Zustimmung an Verbesserungen im städtischen Wohnungsbau. Ihre Zustimmung war entscheidend, weil die Grünen im schwarz-grünen Düsseldorfer Rat gegen ein neues Opernhaus waren.


Vom Tisch: Der Standort des Herzens

Nach den alten Plänen sollte das neue Opernhaus an der Heinrich-Heine-Allee gebaut werden. Dies sei der Standort seines Herzens gewesen, so der Oberbürgermeister. In der Tat wäre es eine beeindruckende Allee mit zentralen Elementen wie der Düsseldorfer Kunstakademie, dem Grabbeplatz mit der Kunstsammlung K20 des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Opernhaus, dem denkmalgeschützten Hotel Steigenberger, dem neoklassizistischen Carsch-Haus und dem monumentalen Galeria Kaufhof geworden. Die Entscheidung, das Opernhaus an den Wehrhahnplatz zu verlagern, dürfte nicht leicht gefallen sein. Der Werhahn ist eine Flaniermeile mit Streetstyle, Sport und Billig-Läden, coolen Restaurants, Cafes; vor allem junge Menschen lieben diesen Ort. Nur gut, dass die Oper kein klassisches Konzept mehr hat.


"Untragbare Zustände"?

Die Zustände im alten Opernhaus wurden einhellig als "untragbar" bezeichnet. Nach den neuen Plänen wird das Opernhaus nicht in ein Interimsgebäude umziehen, sondern voraussichtlich noch 10 Jahre dort verbleiben. Wie zu erwarten war, wird dieser Umstand nun erneut kritisiert. Wie bei jedem öffentlichen Gebäude kann davon ausgegangen werden, dass es sich nicht um Schäden an der Bausubstanz handelt, die die Mitarbeiter*innen der Oper gefährden könnten. Fachleute und Architekten haben die Arbeitsbedingungen als unzumutbar bezeichnet, was aber auf die Enge der Räume zurückzuführen sei. Auch hier wären Vorbereitungen getroffen worden. Die Stadt kündigte an, dass sie eine Kommission eingesetzt habe, die mit den Mitarbeitern der Oper über ihre Arbeitssituation beraten soll, hieß es in der Ratssitzung.


Könnte es nun eine Kostendeckelung geben?

Die Operndiskussion scheint nun eine Wende zum Besseren zu nehmen. Keine Eingriffe in den Hofgarten, kein teures Interimsgebäude, mehr Platz für die Mitarbeiter der Oper. Und doch - am Tag der Sitzung fand sich eine - kleinere - Demonstrationsgruppe ein, um immer noch gegen die "Milliardenoper" zu protestieren. Natürlich wird ein neues Opernhaus viel Geld kosten, auch ohne Interimslösung. Wir haben mit Architekten, der Baufirma und zuletzt mit der PARTEIKlima-Fraktion gesprochen. Sie ist die einzige Partei im Stadtrat, die einen Beschluss zur Kostendeckelung fordert. Ein guter Ansatz, von dem wir hoffentlich noch mehr hören werden.

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By Claudia Greta Mauer

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